Hand aufs's Herz: Real-World Szenario einer Lync 2013 Umgebung
Eine Frage im Xing-Forum brachte mich auf die Idee, dass ich die Antwort, die ich dort geschrieben habe, auch gut in einen Blog-Artikel verpacken könnte. Die Frage, die unter dem Titel “Hand auf’s Herz,” gepostet wurde lautete:
“…wer von uns Skypt?
seit ich ebenfalls in dieser OCS/Lync/Skype for Business Community bin, habe ich von sehr viele Unternehmen kennengelernt die Lync/Skype for Business bereits nutzen oder erst einmal nur testen möchten.
Jedes mal frage ich mich mit welchen Funktionen bzw. wie groß wird es genutzt. Viele verwenden die Instant Messaging und Präsens Funktionen, etwas weniger die vielen Collaboration Tools, ich habe aber das Gefühl die wenigsten gehen den letzten Schritt und migrieren die “alte” Telefonanlage mit Lync.
Liege ich damit richtig oder sind es doch viel mehr Unternehmen die auf “Skype for Business” als “Telefonanlagen-Alternative” setzen?”
Hier nun meine Antwort:
Wir nutzen Lync/Skype for Business weltweit mit über 210.000 Usern mit nahezu komplettem Feature-Set (kein Persistent Chat). Wir werden, bis auf in einzelnen Ländern, wo das regulatorisch nicht möglich ist (z.B. Indien), bis spätestens Ende 2017 überall auch Enterprise Voice ausgerollt haben.
Bei unseren 5800 Usern in Deutschland ist Enterprise Voice bei allen ausgehend nutzbar, wir haben gerade weitere 1800 Accounts vollständig migriert, aktuell sind über 80% vollständig auf Lync migriert, Ende nächsten Monats weit über 90%. Diese User nutzen dann nur noch Lync, ohne zusätzliche Telefonanlage o.ä. zur Kommunikation.
Lync ist für mich persönlich das wichtigste Tool auf meinem Rechner, Hauptnutzung: IM, Telefonie, Application Sharing, Online Meetings. Ein Gespräch endet in 30-40% der Fälle aber automatisch in einem Online Meeting, wenn man einen oder mehrere Kollegen zum gleichen Zeitpunkt oder nach und nach spontan kurz dazuholt. Da ein Sharing zu dem Zeitpunkt meist eh schon läuft ist die dazu geholte Person dann schnell “abgeholt", worum es gerade geht, durch den Präsenzstatus und IM passiert dies möglichst wenig invasiv. Die Nutzung von Video ist dabei derzeit etwas zurück, ich werde in den nächsten Wochen und Monaten aber versuchen, möglichst oft ganz bewusst Video hinzuzunehmen.
Unsere größten Online Meetings haben über 150 Teilnehmer, evtl. kommt mittelfristig ein Pool für Konferenzen bis 1000 Teilnehmer dazu. Gerade die Ablösung von Telefonkonferenzen kann einen Business Case ganz schnell positiv werden lassen. Die Nutzung erfolgt dabei aus dem Office, sowie remote über die mobilen Apps von unterwegs, beim Kunden oder Home-Office über WLAN/3G/4G oder kabelgebunden. Die meisten Anwender haben nur noch USB- bzw. Bluetooth-Headsets. Gerade die mobile Workforce/Roadrunner, wie auch immer Du sie nennen magst, fragen Lync extrem nach, wir mussten sehr oft erklären, warum manche Personen es noch nicht bekommen konnten.
Wir betreiben in DE dafür zwei aktiv genutzte Pools mit Pool-Failover und jeweils zugehörigem Edge- und Mediation-Pool sowie einem Director Pool. Das Ganze verteilt auf zwei Rechenzentren und integriert in eine globale Topology, Webservices sind Hardware-Loadbalanced und werden mittels Geo-Loadbalancing aus beiden Rechenzentren bereitgestellt. Die externe Anbindung erfolgt zentral über 2x2 Sonus SBCs mit je 400 Sprachkanälen an einem SIP-Trunk, um zum einen auch größere Einwahlkapazitäten für PSTN Conferencing verfügbar zu haben, aber auch genügend Ausfallkapazitäten. Gerechnet ist dies so, dass wir selbst bei Ausfall eines kompletten Rechenzentrums voll arbeitsfähig bleiben. Extern können wir darüber 4x4 Calls pro Sekunde neu aufbauen und haben auch noch Reserven für weitere Sprachkanäle.
An die Umgebung gekoppelt ist zudem eine Polycom RealPresence Infrastruktur mit 23 HDX Endpoints, eigener Bridge und unterstützenden Systeme, auch für die H.323 Kompatibilität.
Kritik habe ich primär an die UI, welche mit Lync 2013 an zu vielen Stellen zu kompliziert wurde, die Skype for Business UI macht es an einigen Stellen wieder besser/einheitlicher, an anderen Stellen wiederum auch schlechter. Ich bin ganz froh, dass wir für einen Großteil unserer Anwender gerade den Lync 2013 Client überspringen konnten. Wenn man eine klassische Telefonanlage ablösen will sollte man unbedingt die bisher genutzten und geforderten Features abklopfen, Lync kann vieles nicht, was gerade in Deutschland häufig zum Einsatz kommt. Am einfachsten hat man es, wenn das Unternehmen bereit ist, alte Zöpfe abzuschneiden. Lync/Skype for Business kann alleine kein Call-Center ersetzen, es gibt dafür aber Lösungen, die auf darauf aufsetzen oder gekoppelt werden können.
Eins habe ich vergessen: das Backend läuft bis auf die SBCs vollständig virtualisiert auf Hyper-V unter Windows Server 2012 R2 in einer Private Cloud, siehe auch
Nächste Erweiterungen/Änderungen werden das Upgrade auf Skype for Business Server 2015 und Skype for Business Client 2016 sowie die Einbindung von Microsoft Surface Hub, sobald diese denn lieferbar sind.
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